Erinnerungen bewahren, dokumentieren und verbreiten. Das ist das Ziel der "Zeitzeugenbörse Duisburg".
"Wir möchten unsere Stadtgeschichte, aber auch das aktuelle Zeitgeschehen – etwa die Tragödie um die Loveparade - erlebbar machen", sagt deren Vorsitzender Harald Molder. Dafür interviewen die
Mitglieder Zeitzeugen, sammeln Briefe, Fotos, Postkarten sowie anderes Material, sie werten Nachlässe aus und vermitteln Zeitzeugen, die ihre persönliche Geschichte beispielsweise vor
Schulklassen erzählen.
Rund 15 Heimatforscher beschlossen im Jahr 2007, sich in einem Verein zu organisieren. Damals gab es in der Stadt Bemühungen, ein Dokumentationszentrum zur NS-Zeit einzurichten. "Aber irgendwie ging es nicht recht voran", erinnert sich Harald Molder. "Unsere Sorge war: Wenn wir noch länger warten, sind viele Zeitzeugen gar nicht mehr da und jede Menge Erinnerungen gehen flöten. Also haben wir selbst einen Verein gegründet: die Zeitzeugenbörse Duisburg."
Vor gut einem Jahr entstand in Duisburg dann auch das städtische "Zentrum für Erinnerungskultur", das seit seiner Eröffnung eng mit der Zeitzeugenbörse zusammenarbeitet. Die Mitglieder der
Zeitzeugenbörse – mittlerweile sind es an die 60 Hobby-Forscher – haben schon mehr als 120 Zeitzeugen besucht und die Gespräche aufgezeichnet. "Diese Menschen wenden sich konkret an uns, weil sie
ihre Geschichten erzählen möchten", sagt der 54-Jährige. "Viele überlassen uns auch ihre Nachlässe, darunter beispielsweise der gesamte musikalische Nachlass eines Duisburger Komponisten."
Harald Molder, Vorsitzender der Zeitzeugenbörse Duisburg, im Kurzinterview:
Seit wann sind Sie in der Zeitzeugenbörse?
Seit 2007, ich gehöre zu den Gründungsmitgliedern.
Was war Ihre Motivation?
Ich habe mich schon als Schüler für die Duisburger Stadtgeschichte interessiert, besonders für den Luftkrieg. Beruflich wollte ich nie etwas in der Richtung machen - ich bin
Reiseverkehrskaufmann. Aber die Geschichtsforschung ist mein Hobby.
Was bedeutet Ihnen Ihr Verein?
Die Zeitzeugenbörse und deren Mitglieder sind ein wichtiger Teil meines Lebens. Das geht weit über den normalen Vereinsrahmen mit monatlichem Stammtisch hinaus. Wir sind ein bunt
zusammengewürfelter Haufen. Aber längst sind enge Freundschaften entstanden. Wir feiern miteinander, machen Ausflüge und helfen uns. Ein anderer wichtiger Aspekt sind die Gespräche mit den
Zeitzeugen. Das sind oft ganz besondere Begegnungen, die mich beglücken. Es ist ein gutes Gefühl zu spüren, dass wir viel bewirken und unsere Arbeit geschätzt wird.