Die Duisburger Zeitzeugenbörse hat ein neues Domizil gefunden. Künftig werden Harald Molder und seine Mitstreiter im Raum „Duisserntreff“ des Ernst-Ermert-Seniorenzentrums recherchieren und
Erzählungen der Zeitgeschichte dokumentieren. Die Awo-Cura, die das Altenheim betreibt, hatte dem Verein die Bleibe angeboten. Harald Molder freut sich. „Wir sitzen an der Quelle. Hier wohnen
viele Menschen mit einem reichen Erfahrungsschatz.“ Auch Bettina Vootz, Leiterin des Bereichs Seniorenzentren bei der Awo-Cura, ist glücklich über die neuen Nachbarn: „Erinnerungen sind unser
Thema.“ Außerdem sollen die Zeitzeugen in dem Haus auch Vorträge über die Geschichte Duisburgs halten.
„Viele finden das gar nicht so spannend, was sie erlebt haben“, erzählt Harald Molder von einem typischen Fall. Da habe sich ein älterer Herr aus Duissern bei ihm gemeldet und eröffnete das
Gespräch mit: „Eigentlich habe ich ja gar nichts zu erzählen.“ Und dann berichtete er, wie er 1950 bei der Eröffnung der Schwanentor-Brücke dabei war oder, 1965, den Besuch von Königin Elisabeth
miterlebte. Harald Molder war ganz Ohr, er selbst war damals erst vier Jahre alt. „Eigentlich sollten wir Kindergartenkinder winken. Aber die Königin war verspätet. Und wir waren so müde – als
die Hoheit dann endlich kam, waren wir wieder in Hüttenheim“, erinnert sich Molder, wie er den Tag damals erlebte.
Die neue Zeitzeugen-Zentrale ist mit allerlei Technik ausgestattet. So gibt es eine Videokamera, mit der die Erinnerungen aufgezeichnet werden. „Die wirken dann natürlich noch lebendiger.“ Wer
nicht gefilmt werden will, kann die Geschichten auch per Tonband aufnehmen lassen. Für alte Fotos hat der Verein extra einen Scanner angeschafft, der auch große Formate für die Nachwelt
festhalten kann. Die Dokumente werden zunächst archiviert und könnten dann später in ein neues Buch einfließen. Die Zeitzeugenbörse hat schon einige historische Bände zu den Duisburger
Stadtteilen herausgegeben. „Dass wir nun einen Raum haben, hilft uns sehr. Sonst waren die Unterlagen bei jedem einzelnen zu Hause gelagert.“ Wenn sich allerdings Zeitzeugen finden, die nicht
mehr mobil sind, werden Harald Molder und seine Mitstreiter auch weiterhin Hausbesuche machen.
„Wir freuen uns über die Zusammenarbeit“, sagt Bettina Vootz, die sich dafür stark macht, dass das Haus mehr in Duissern verankert wird. Harald Molder betont: „Es dürfen sich natürlich nicht nur
ältere Menschen bei uns melden, auch jüngere Angehörige.“