Am 12. April 1945 besetzten die alliierten Truppen Duisburg. Der Zweite Weltkrieg war in der zerstörten Stadt vorbei – Frieden kehrte zurück.
Gesprengte Brücken, zerbombte Häuser, verwüstete Straßen – Duisburg lag in Trümmern. Rund 90 Prozent der Gebäude in der Innenstadt waren zerstört, als der Zweite Weltkrieg am 12. April 1945 für
Duisburg endete. US-Soldaten hissten das Sternenbanner auf dem Hotel Duisburger Hof, das von den Angriffen verschont geblieben war. Hier bezog die Militärregierung ihren Sitz, während Duisburgs
Bürger nach vielen Monaten der Angst keine weiteren Angriffe mehr fürchten mussten – und eine neue Zeitrechnung begann.
Die Vergangenheit ist 70 Jahre später noch so nah – und doch auch fern. Die Suche nach Zeitzeugen, die über das Kriegsende in Duisburg ausführlich berichten können, ist schwierig. Das bestätigt
Harald Molder, Vorsitzender der Zeitzeugenbörse Duisburg: „Leider gibt es in unserer Liste niemanden mehr, der das Kriegsende in Duisburg erlebt hat“, sagt er. Die letzte ihm bekannte Zeitzeugin
sei Ende 2013 verstorben. „Die Generation“, so Molder, „geht leider nach und nach von uns.“
Marianne Zeyen aber lebt noch, in Buchholz. Die heute 87-Jährige erinnert sich gut an die Schrecken des Krieges. „Unser Opa war gestorben und wir standen an seinem Grab“, erzählt sie. „Dann kamen
plötzlich Flieger. Wir wurden zwar beschossen, hatten uns aber hinter Sträuchern versteckt und blieben unverletzt. Erst danach konnten wir unseren Opa beerdigen.“
Die weiße Flagge
Mit ihrer Familie habe sie viele Tage und Nächte im Keller des Hauses verbracht – einer der wenigen Orte, die Schutz boten. „Dann aber kam endlich der Tag, an dem die weiße Flagge am Rathaus
hing. Wir standen zusammen auf dem Hof und waren einfach nur glücklich.“
Weitere Berichte von Zeitzeugen gibt es auf Video – zum Beispiel in dem Film „Duisburg – Die Stunde Null“, den das Filmforum (1995/2005) produziert hat. Einer von ihnen ist Gottfried Weitz, Sohn
von Heinrich Weitz, dem Mann, der dann am 16. April 1945 zu Duisburgs Oberbürgermeister ernannt wurde.
„Duisburg hatte keinen Strom, kein Wasser, kein Gas“, berichtet der damals 16-Jährige in dem Film. Die Stadt stand vor einem Neuanfang. Viele Bürger hätten mitgeholfen, Straßen und Wege wieder
frei zu räumen.
Paradoxes Szenario
Andere Orte standen indes noch unter Beschuss. Davon berichtet Wilhelm Grube in dem Film. „Bei schönem Sonnenwetter, an einem Frühlingstag“ habe er beobachtet, „wie sich amerikanische Bomber am
Himmel formierten, um dann eine andere Stadt in einem nicht besetzten Gebiet anzugreifen.“
Für Wilhelm Grube ein paradoxes Szenario: „Das muss man sich mal vorstellen: Wir sind gerettet und ein paar Kilometer weiter geht das Elend weiter.“ Bei dem damals 16-Jährigen überwog dennoch die
Erleichterung. Weil der Krieg in Duisburg vorbei war – und der Frieden in die Stadt zurückkehrte.