Den Bildband „Laar, Beeck, Beeckerwerth in historischen Fotografien“ hat Harald Molder von der Duisburger Zeitzeugenbörse jetzt im Deichtreff vorgestellt. Der hochproduktive Geschichtsverein hat
inzwischen im Erfurter Sutton Verlag, der auf Regionalgeschichte spezialisiert ist, über 20 Bildbände veröffentlicht.
Die zeigen historische Fotos der verschiedenen Duisburger Stadtteile oder dokumentieren spezielle Themen, wie die Hüttenwerke, die Eisenbahn, die Straßenbahn oder die Gaststätten und Cafés der
Stadt in alter Zeit.
Soziale Netzwerke hatten ihren Anteil an dem Werk
Die Entstehungsgeschichte vom Bildband über Laar, Beeck und Beeckerwerth weist allerdings sehr moderne Züge auf. „Da hatten die sozialen Netzwerke großen Anteil dran“, erklärt Harald Molder
lachend, „es gibt bei Facebook inzwischen über alle drei Stadtteile Gruppen, die historische Fotos und alte Erinnerungen austauschen, so entstanden viele Kontakte für das Buch.“
Molder tauscht einen Blick mit Heinz Pischke, der „Damals in Laar...“ betreibt und mit Torsten Karau, der „Erinnerung an Beeck“ gegründet hat. Beide sind im fertigen Band mit vielen
Bild-Leihgaben vertreten.
Postkarte von der „Partie an der Emscher“
Die 160 Fotos im Buch dokumentieren die unterschiedliche Entwicklung der drei Stadtteile zwischen 1890 und 1980. Dabei kommt auch Unerwartetes zum Vorschein. Eine Beecker Postkarte von 1917 heißt
„Partie an der Emscher“ und zeigt idyllische Wiesen und Wege am Flüsschen überragt vom Turm der katholischen Kirche St. Laurentius.
In Laar befand sich 1895 hinter der katholischen Kirche eine Anlegestelle, von der aus man mit dem Kahn über die Emscher nach Stockum übersetzen musste. Beeckerwerth entstand als Zechensiedlung
in Ziegelbauweise ab 1916.
Eine Aufnahme der Löwenburgstraße von 1924 zeigt sehr regen Fuhrwerk-, Auto- und Fahrradverkehr zwischen den neuen Häusern, die durch die Inflation erst 1923 bezugsfertig wurden. „Da muss ich sie
leider enttäuschen, all die tollen Fahrzeuge sind ins Bild retuschiert worden“, sagt Molder kopfschüttelnd, „wer hatte damals schon ein Auto?“
Geschäfte wie der Beecker Eiskeller und die Brotfabrik Hoffmeister
Und wer erinnert sich noch an alte Geschäfte und Gaststätten wie den Beecker Eiskeller, die Brotfabrik Hoffmeister und das Restaurant zur Deutschen Flotte? Als Molder ein Bild des Laarer
Radiogeschäftes Bachmann zeigt, seufzt Besucherin Conni Gande leise: „Da musste ich früher jedes Jahr hin, zwei neue Birnen für die Lichterkette holen, weil der Weihnachtsbaum wieder nicht
anging.“
Auch ein Beispiel für frühen Katastrophen-Tourismus haben die Zeitzeugen aufgetrieben. Eine flotte Herrentruppe nutzte 1895 das Hochwasser in Laar für eine fröhliche Kutschpartie mit Umtrunk
durch den überschwemmten Stadtteil. Ob das nasse Kutschpferd den Ausflug auch komisch fand?
(Fotos: H. Pischke)